

Bitte nicht hängen lassen!
Viele Fledermausschützer raten per Telefon, die Fundtiere einfach hängen zu lassen oder an den nächsten Baum zu setzen. Sollte das Tier den nächsten Tag nicht weggeflogen sein, würde man die Fledermaus begutachten kommen. Dieser Rat wird oft gegeben, ist aber leider absolut falsch und für die Fledermäuse kann er tödlich sein! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das Tier am nächsten Tag nicht mehr da sein. Entweder wurde es von einem Fressfeind gefressen, oder es ist weggekrabbelt, oder es ist mit letzter Kraft abgeflogen, aber wie weit wird es kommen? Die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier überlebt, ist gering.
Fledermäuse, die am Boden gefunden werden oder tagsüber offen im Tageslicht hängen, befinden sich immer in einer Notlage und bedürfen einer Begutachtung durch einen Fledermausexperten! Ob der Experte zum Fundtier kommt, oder das Fundtier zu ihm gebracht wird, ist dabei nicht relevant, wichtig ist die persönliche Inaugenscheinnahme.
Sollten Sie den Rat bekommen, das Tier hängen zu lassen oder an den nächsten Baum zu setzen, telefonieren Sie bitte solange mit anderen Fledermausfachleuten, bis sie jemanden erreicht haben, der das Tier persönlich anschaut. Sollten Sie niemanden vor Ort erreichen, wenden Sie sich bitte an unseren Fledermausnotruf: 0157-30910222 (Dr. Keil)
Herzlichen Dank für Ihren Einsatz!
Hilfsbedürftige Fledermaus bitte weder hängen lassen, noch eine Ferndiagnose stellen

Auf Grund dieses Bildes und dem Hilferuf einer Finderin kamen Kommentare wie zum Beispiel
Liegen lassen
oder
Arm gebrochen, einschläfern
Gott sei dank hatte die Finderin aber kein Problem damit mich auch mitten in der Nacht noch anzurufen und das Tier unter Anleitung zu sichern.
In der Realität sah Leopold gar nicht so schlimm aus, weder Arm noch Schulter hatten Schaden genommen und waren vollends in Tackt!
Heute erholt sich Leopold von seinem Katzenkontakt in einer sehr tollen und angagierten Pflegestelle.
Erfahrene Pfleger stellen keine Ferndiagnosen und raten auch NICHT zum hängen lassen!!!
Sollte Ihnen ein Fledermausfachmann dazu raten, dass Tier einfach hängen zu lassen (und ggf. zu schauen, ob es morgen noch da ist), dann wenden Sie sich bitte an den nächsten Fledermausexperten.
(Foto: Finderin // Text: Susanne Neitzel)
Fotos können täuschen!

Stellungnahme Dr. Keil: „Diese Zwergfledermaus wurde gestern Morgen auf der Terrasse gefunden. Auf diesen von der Finderin geschickten Foto macht es einen unverletzten, gut genährten Eindruck - auf den ersten Blick!
Tatsächlich passte die Fundsituation aber nicht dazu und beim genauen Hinsehen war mir die Wölbung im Nacken für ein grade aus dem Winterschlaf gekommenes Tier, das seine Fettreserven aufgebraucht haben muss, zu deutlich. Nach mehreren Telefonaten zur Abklärung der möglichen Ursache entschloss sich die Finderin, das Tier trotz der weiten Entfernung lieber zu mir zu bringen. Und das stellte sich als ein großes Glück für die Fledermaus heraus!

Eine über den Flanken zusammengedrückte Hautfalte verstrich überhaupt nicht mehr.
Und obwohl das Tier inzwischen in der Hand aufgewärmt war, blieb es regungslos liegen.
Die Augen waren geschlossen und bei leichtem Druck im Rückenbereich wölbte sich die Haut im Nacken stärker - es handelt sich tatsächlich um ein subcutanes Emphysem. Da wirklich keinerlei äußere Verletzung vorliegt, wird ein Barotrauma zu einem zum Glück offenbar inzwischen verklebten Lungenriss geführt haben. Zudem litt das Tier an einer starken Exsikkose.“ Die Fledermaus ist jetzt bei uns auf Station in Behandlung.
Jana Stepanek: "Einfach hängen lassen?" Ein Appell an manche Fledermausschützer

Oft wird verzweifelten Findern von Fledermäusen am Telefon der Rat gegeben "Lassen sie das Tier hängen, es wird vermutlich nachts abfliegen". Dieser Rat ist falsch. Eine tagsüber am Boden, bodennah oder in exponierter Lage in der Sonne aufgefundene Fledermaus (nicht das versehentlich ins Zimmer eingeflogene Tier) ist fast immer erschöpft, krank oder verletzt oder es handelt sich (in der Wochenstubenzeit) um ein noch nicht flügges Jungtier. Ein Laie kann den Zustand des Tieres nicht beurteilen, selbst ein Fledermausexperte kann es anhand eines bloßen Telefonates nicht. Wenn das Tier in der Nacht „verschwindet“ kann man das nicht als Erfolg werten. Auch eine erschöpfte, extrem untergewichtige Fledermaus kann nach einer Pause durchstarten, doch keiner kann beurteilen, ob sie nicht hinter dem nächsten Häuserblock in der Hecke jämmerlich verendet. Um eine lange Leidenszeit des Tieres zu vermeiden, ist es daher erforderlich es zu sichern, anzuschauen, zu wiegen und ggf. zu versorgen. Erst dann lässt sich beurteilen, ob man es verantworten kann, es noch am selben Abend auszusetzen. Eine fachgerechte Versorgung einer gestrandeten Fledermaus gehört ebenfalls zur Aufgabe von uns Fledermausschützern (bitte Tollwutimpfung beachten!); wer sich hier nicht kompetent fühlt, kann zumindest (nach Rücksprache) auf FledermausschützerInnen in seiner Nähe verweisen, die sich mit dem Päppeln von Fledermäusen auskennen.

