
Behandlung von Ektoparasiten bei Fledermäusen

Die Behandlung von Außenparasiten bei Fledermäusen geht mit folgender Methode ganz schonend und sehr sicher mit Beaphar Ungezieferzerstäuber (nicht Spray!!!). Manchmal bei Fressnapf oder Dehner und immer im Internet zu beziehen, 100ml ca. 7€. Man gibt 3 Sprühstöße auf ein weiches, dünnes Tuch (nicht auf das Tier!) und frottiert die gesamte Fledermaus gründlich damit ab, auch die geöffneten Flügel und Ohren werden mehrfach durch das Tuch gezogen. Der Wirkstoff ist Naturpyrethrum, ein Kontaktinsektizid, das im Gegensatz zum künstlichen nur eine Halbwertszeit von 1/2 Stunde im Licht hat, das Tier also nicht vergiftet. Nur die Nase sollte bei der Prozedur immer frei bleiben, das Lösungsmittel ist Alkohol! Jede Milbe, die damit in Berührung kommt stirbt bald, nur bei Fledermausfliegen und Zecken ist die Wirkung stark verzögert, die zieht man besser mit der Pinzette. Wenn man anschließend die Fledermaus noch ein paar Minuten in das Tuch einhüllt, den Kopf frei lässt und sie dabei füttert, dauert es nicht lange, bis meist mehrere Fledermausfliegen auf dem Kopf erscheinen und abgesammelt werden können.
Durch das alkoholische Lösungsmittel brennt das Präparat auf Wunden, darf dort also nicht eingesetzt werden.
Die Behandlung der Flughäute erfordert besondere Vorsicht und Übung, damit die zarten Knochen und Gelenke nicht verletzt oder in die falsche Richtung gezogen werden - immer Richtung Bauchseite!
Die Behandlung sollte nach 1 Woche wiederholt werden.
Da ein großer Teil der Parasiten sich in der Umgebung des Tieres aufhält, ist gleichzeitig die Quarantänebox mit Seifenwasser gründlich auszuwaschen, bei Holzkästen kann eine Behandlung des leeren Kastens mit dem Heißluftgebläse erfolgen, auch Einfrieren des leeren Kastens für mehrere Tage ist wirksam. Tücher kommen in die Waschmaschine.
Stronghold (Selamectin)

Stronghold (Selamectin) ist ein sehr gutes Antiparasiticum, das auch bei Fledermäusen hervorragend wirkt.
Selamectin wirkt gegen *Rundwürmer* (nicht gegen Bandwürmer und Saugwürmer!) und *blutsaugende* Ektoparasiten. *Es hat keine Wirkung auf Parasiteneier und auf Parasiten, die sich von Haaren oder Hautschuppen ernähren (Haarlinge, Räudemilben...)* Diese müssen mit einem Kontaktinsektizid (Naturpyrethrum) behandelt werden, das nur eine sehr kurze Halbwertszeit hat: im Licht ca. 1/2 Stunde. Daher muß die Pyrethrumbehandlung nach jeweils ca. 1 Woche wiederholt werden,(evtl. mehrfach je nach Temperatur und Befallsstärke) um auch die aus den Eiern schlüpfenden Larven zu erwischen.
Im Gegensatz dazu hat Selamectin eine Langzeitwirkung von 3-4 Wochen, wirkt also auch auf die später schlüpfenden Larven.
*ABER:*
Bei Warmblütern kann es die Blut/Hirnschranke nicht überwinden (normalerweise). Bei schon schwer angeschlagenen Tieren scheint das allerdings nicht so sicher zu sein, es ist von Vergiftungen damit berichtet worden.
Ganz wichtig sind daher 3 Punkte:
1. Die vorsichtige Dosierung
2. Einsatz nur bei wirklich stabilen Tieren!
3. Keine Anwendung bei Massenbefall von Würmern, besonders Spulwürmern!
Wenn es zum gleichzeitigen Massensterben von Würmern kommt, könnten Koliken, Darmverschluß, Darminvagination u.U. mit Todesfolge auftreten. In kritischen Fällen würde ich zu einer vorherigen einmaligen Behandlung mit Panacur raten, das gut verträglich ist und nicht so stark wirkt.
Zum Glück ist so ein Massenbefall bei frei lebenden Tieren, die ihre Quartiere häufig wechseln, selten und eher bei unhygienischer Terrarienhaltung zu erwarten.
Gleichzeitig kann dann als Erstmaßnahme gegen Milben Pyrethrum eingesetzt werden.
Noch ein Hinweis zur Dosierung von Selamectin:
Nehmt ausschließlich die 6%ige Lösung! Im Gegensatz zu anderen Tieren wird es bei Fledermäusen auf die Schwanzflughaut aufgetupft (im Nacken würde es zu Haarverlust führen!)
Niemals einen frei fallenden Tropfen verwenden!!! Drückt die Schwanzflughaut auf die senkrecht nach oben gehaltene Pipette fest auf und dreht dann dieFledermaus mit der aufgesetzten Pipette einmal schnell um 180° und zurück und nehmt dann erst die Pipette ab. So ist nur die Aufsatzstelle benetzt. Das funktioniert auch bei Zwergen. Sollte doch mal zu viel rausgekommen sein, wischt es sofort ab!
Bei großen Fledermäusen darf der Tupfen etwas größer sein.
Selamectin kann man notfalls auch mit Propylenglycol verdünnen.
Macht die Pipette sofort wieder fest zu, der Alkohol verdunstet schnell! Daher hebe ich angebrochene Pipetten auch in einem kleinen Gefäß im Kühlschrank auf.
Milben am Flughautrand bei Fledermäusen

Häufig findet man kleine weiße Knoten an den Flughauträndern. Es handelt sich dabei um in der Haut sitzende Milben, die dort ihre Eigelege deponieren. Bei dem 1. Mikroskopfoto handelt es sich um ein solches Gelege mit bereits schlupffähigen kleinen Milben, beim 2. ist eins der Jungtiere gerade geschlüpft.
Die Behandlung besteht im zweimaligen Auftupfen von Beaphar Ungezieferzerstäuber (für Kleinnager) mit einem Wattestäbchen im Abstand von 3-4 Tagen, um auch die später schlüpfenden Larven zu töten.
Das Foto zeigt Milben am Flughautrand.
Milbe unter der Fledermaushaut

Milbe mit Eiern unter der Haut bei einer Fledermaus.
Milbe in der Flughaut

Milbe mit Eiern in der Flughaut einer Fledermaus.

Milbengelege unter dem Mikroskop

Milbenlarve

Milbe mit Eiern

Thrombiculiden Milbe
Gelbe Milben

Zeckenbefall bei einer Fledermaus
Mit nur noch 3,1 g wurde ein halb verhungertes und verdurstetes Zwergfledermäuschen aus einer im Vorratsraum aufbewahrten Keksschachtel befreit, voller Plätzchenkrümel im Fell. Die ließen sich nach der Erstversorgung leicht ausbürsten, fester saßen die über 20 Zecken, die den kleinen Kerl bereits fast ausgesaugt hatten! Inzwischen hat "Krümel" - wie könnte er anders heißen - sich gut erholt und hat in den 5 Tagen bereits 50% an Gewicht zugelegt.

Bandwurm

Bandwurmeier

Fliegeneier

Fliegeneier müssen alle einzeln abgesammelt oder nur an unverletzten Stellen auch ausgebürstet werden, danach mit einem wässrigen Desinfektionsmittel z. B. Braunol 1:5 mit Wasser verdünnt nachwaschen. Sorgfältig mit Lupe arbeiten und auf bereits geschlüpfte Larven achten, die auch in Körperöffnungen und Wunden eindringen. Ganzkörperkontrolle unbedingt auch in den nächsten 2 Tagen auf Larven!

Lausfliege // Hippoboscidae

Kontakt: Fledermausnotruf und Beratung zu Fledermausnotfällen u medizinischer Behandlung

Fledermausnotruf BUND Fledermauszentrum Hannover: 0157-30910222
Dr. Renate Keil
(tägl. 14 Uhr bis 23 Uhr,
in Notfällen 24 Std.)
Die Beratung / Behandlung ist für Fledermäuse kostenlos! :-)
Bitte beachten Sie, dass dies ausschließlich ein Fledermausnotruftelefon ist!
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Unser Buchtipp: The Rehabilitation and Captive Care of Insectivorous Bats by Amanda Lollar


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