Wir beraten Sie gern zur Auswilderung von Fledermäusen
Wenn Sie Fragen haben kontaktieren Sie uns bitte: 0157,30910222 Dr. Keil (täglich 14 bis 23 Uhr in Notfällen 24 Stunden).
Die Zwergfledermäuse und Mückenfledermäuse, die als Waisenbabys aus 2014 und 2015 in das BUND Fledermauszentrum Hannover gebracht wurden, wurden dort von der Tierärztin Dr. Keil sowie einem mehrköpfigen Pflegeteam betreut und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet.
Diese Vorbereitung umfasst zunächst die Erstuntersuchung der bei Ankunft oft nur 1g schweren Jungtiere mit Lupenlampen, die Unterbringung in geheizten Kleinterrarien, die Entfernung der Parasiten, dann die tägliche Pflege, die anfangs aus Spezialmilchgaben in 2-3 stündigem Abstand, der nach 2 Wochen langsam vergrößert wird, besteht. Dazu kommen regelmäßige medizinische Kontrollen (bei der Jungtieraufzucht müssen u.a. Hinweise auf beginnende Rachitis und Verdauungsstörungen frühzeitig erkannt werden) und bei fortschreitendem Alter das Flugtraining. Außerdem wurde nach dem schrittweisen Absetzen der Milchnahrung jedem Jungtier einzeln beigebracht, Mehlwürmer auch selbständig aus dem Napf zu nehmen. Dies ist erforderlich, da normalerweise während der ersten Ausflüge die Jungtiere noch bei der Mutter trinken, da zwar das eigentliche Jagdverhalten angeboren ist, aber dennoch geübt werden muss. Gerade in Nächten mit geringem Insektenvorkommen würden sonst viele kleine Fledermäuse erfolglos bleiben und verhungern.
Nach dem Erlernen der selbständigen Futteraufnahme aus dem Napf wurden die jungen Fledermäuse in die Außenvoliere gebracht, um sich mit den Witterungsschwankungen sowie den örtlichen Gegebenheiten (optisch und akustisch) vertraut zu machen.
Dort wurden sie zusammen gehalten, so dass sie sich untereinander kennenlernen konnten und bereits größere Gruppen bilden konnten, was dem natürlichen Verhalten der in Kolonien lebenden Tiere entspricht. Im Alter von ca. 4-5 Wochen begann das tägliche Flugtraining, das mit abendlichen Kontrollen überwacht wurde. Die erfolgreichen Flieger wurden mit Nagellack an den Daumenkrallen markiert und bei gleich bleibender Leistung über einige Tage gruppenweise im August bei günstigen Wetterverhältnissen in einen der offenen Auswilderungskästen gesetzt, die sich direkt an der Auswilderungsstation befinden. In den Auswilderungskästen wurden die Tiere weiterhin mit Futter und Wasser versorgt. Am Abend wurde der Ausflug der Tiere beobachtet und mit Detektoren die Jagdübungen verfolgt. Am Folgetag wurden die Tiere, die in den Auswilderungskasten zurückgekehrt waren, kontrolliert. Die Tiere haben das zusätzliche Futter-/ Wasserangebot in den Auswilderungskästen genutzt. Vor allem in den ersten beiden Tagen zeigten die leeren Näpfe und große Kotmengen im Kasten an, dass der Jagderfolg wohl noch sehr gering gewesen war. Die weiteren Nächte wurde ebenso verfahren. Von Tag zu Tag nahmen die Tiere weniger Futter aus der Station an, weil ihr Jagderfolg immer besser wurde. Auch flogen sie die
Auswilderungskästen nach kurzer Zeit fast nur noch zur Futteraufnahme an und verschwanden dann wieder. Zahlreiche unterschiedliche Fledermauskästen rund um das Haus neben der Voliere bieten ausreichend Tagesquartiere. Nachts flogen die Kleinen häufig um die Voliere herum, vermutlich auch noch geleitet durch die Rufe der noch nicht auswilderungsfähigen Tiere, die sicher eine wichtige und bewusst geplante Orientierungshilfe darstellten.
Inzwischen sind sie selbständig. Sie sind nachts noch häufig zu hören - auch (hoffentlich erfolgreiche) Jagdsequenzen sind mit dem Detektor zu empfangen - und gelegentlich fliegt eine die Volierengitter an, wo noch Nachzügler den Auswilderungskriterien nicht genügen und weiter üben müssen. Diese Jungtiere werden erst im nächsten Frühjahr ausgewildert, da die Zeit bis zum Winter sonst für Jagdübungen, Kolonieanschluss und Winterquartiersuche zu kurz wäre.
Die freigelassenen Tiere sind nun in der Lage, sich in der Natur selbst zu erhalten. Insgesamt konnten in diesem Jahr 73 Zwergfledermaus- und Mückenfledermaus-Jungtiere ausgewildert werden. Als Markierung, dass es sich um freigelassene Jungtiere handelt, wurden allen Fledermäusen alle Krallen sorgfältig mit Nagellack markiert. Diese unschädliche Markierung hält bis zu mehreren Wochen. Bisher gab es keine Wiederfunde von lebenden oder toten Tieren mit dieser Markierung, so dass wir von einer erfolgreichen Eingliederung in die Kolonien aus der Umgebung ausgehen können.
Text: Dr. med. vet. Renate Keil
(Wir danken der Hoppe-Behncke-Stiftung für die Sachmittelfinanzierung des Zwergen/Mückengruppenauswilderungsprojekt)
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